Schnittstellen dienen zur Übertragung von Informationen zwischen den einzelnen Komponenten eines Systems.
In einem Bussystem werden alle Komponenten über kurze Stichleitungen an eine gemeinsame Datenleitung angeschlossen.
Der Aufwand für die Verkabelung wird dadurch minimiert, und es können leicht zusätzliche Komponenten angeschlossen werden.
Der Datenfluss muss jedoch über ein Zugriffsverfahren (Protokoll) gesteuert werden, wenn alle Komponenten eine gemeinsame Busleitung benutzen.
Dabei sollen möglichst auch Komponenten unterschiedlicher Hersteller zusammenarbeiten.
Das Controller Area Network (CAN) verbindet mehrere gleichberechtigte Komponenten (Knoten, Node) über einen 2-Draht Bus plus zusätzlicher Masseleitung miteinander. Das CAN-Protokoll wurde 1983 von Bosch für den Einsatz in Kraftfahrzeugen entwickelt und erstmals 1986 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Aufgrund der hohen Störsicherheit, der geringen Kosten und der Echtzeitfähigkeit wird CAN nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch in vielen anderen Branchen (z. B. in Nutzfahrzeugen, mobilen Arbeitsmaschinen, Eisenbahnen, in der Medizintechnik, in der Industrieautomation, in Aufzügen, und als Maschinenbussystem) eingesetzt.
Die Organisation „CAN in Automation“ (CiA) widmet sich der Weiterentwicklung des CAN-Protokolls und der Spezifikation des CANopen-Anwendungsprotokolles sowie der CANopen-Profile.
Die physikalische CAN-Übertragung ist in ISO 11898-2 (high-speed) und ISO 11898-3 (low-speed) standardisiert. Zur Umsetzung dieser Spezifikation stehen Transceiver von verschiedenen Herstellern zur Verfügung, wie z. B. der PCA82C250 von NXP.
Die elektrische Störsicherheit wird unter anderem dadurch erreicht, dass ein Bit auf zwei Leitungen gleichzeitig mit einer gegensinnigen Potenzialänderung abgebildet wird. Man spricht hier auch von einem differentiellen Signal.
Auf einer zweiten Leitung wird also eine redundant invertierte Übertragung des logischen Signals vorgenommen.
In die Leitung eingestreute Störungen wirken auf beide Leitungen in der gleichen Richtung. Da die beiden differentiellen Leitungen jedoch immer gegensinnige Pegel haben, bleibt die Differenz der Pegel auch bei Störungen weitgehend erhalten. Dies nennt man Gleichtaktunterdrückung, auf englisch „Common Mode Rejection Ratio“ (CMRR). Die Leitungen CAN-High und CAN-Low. enthalten das invertierte und das nicht invertierte serielle Datensignal.
Durch die Ausführung als offener Collector (PNP auf VCC bei CAN-H und NPN auf GND bei CAN-L) können außerdem mehrere Teilnehmer auf dem Bus parallelgeschaltet werden, ohne dass im Konfliktfall elektrische Kurzschlüsse entstehen.
Der Zustand mit zwei unterschiedlichen Pegeln auf CAN-H und CAN-L wird als der dominante Zustand genannt (Pegeldifferenz: 2,0 Volt nominal); der Zustand mit zwei gleichen Pegeln wird als rezessiv bezeichnet (Pegeldifferenz: 0,0 Volt nominal).
Der dominante Zustand entspricht einer logischen Null: Legt ein Knoten eine logische Null auf den Bus, überschreibt er möglicherweise den Zustand einer logischen Eins eines anderen Knotens. Die Kopplung der Knoten über die Busleitung stellt eine logische Und-Verknüpfung dar (Wired-And).
Logischer Pegel | Zustand | CAN-H | CAN-L | Differenzpegel |
---|---|---|---|---|
0 | dominant | Transistor durchgeschaltet (zieht Pegel auf VCC) | Transistor durchgeschaltet (zieht Pegel auf GND) | 2V |
1 oder hochohmig | rezessiv oder floating | Transistor gesperrt | Transistor gesperrt | 0V |
Eine weitere Maßnahme zur Erhöhung der Störsicherheit ist die NRZ-Kodierung, d. h., es gibt nicht in jedem Bit einen Flankenwechsel. Um zu vermeiden, dass die Teilnehmer die Synchronisation zum Sender verlieren, wird vom Sender nach fünf Bits gleicher „Polarität“ (rezessiv bzw. dominant) ein Bit der jeweils anderen Polarität eingefügt (englisch: „bit-stuffing). Die Empfänger entfernen diese Stuff-Bits automatisch, so dass die gesendete Bit-Sequenz und die zum Hostcontroller weitergeleitete identisch sind.
Als CAN-Steckverbinder hat sich der von CAN in Automation (CiA) vorgeschlagene 9-polige Sub-D-Stecker in vielen Anwendungen durchgesetzt. In den Knoten werden sowohl „weibliche“ wie auch „männliche“ Steckverbinder gleichzeitig eingesetzt. Somit können ohne Unterbrechung weitere Knoten in die Busleitung integriert werden. ("Daisy-chain"-Verdrahtung
Für die Übertragung von CAN-Signalen ist mindestens ein 3-poliges Kabel mit CAN-High, CAN-Low und Ground erforderlich. Die Verwendung eines geschirmten Kabels ist nicht vorgeschrieben. Bei größeren Leitungslängen sind Verdrillung des Leitungspaares und Schirmung zu empfehlen.
CiA hat auch für andere Steckverbinder die Pin-Belegung empfohlen (CiA 303-1): beispielsweise für den 5-poligen M12-Rundsteckverbinder und 4- sowie 5-polige "open style"-Stecker, ohne auf die Abmessungen einzugehen. Eine ebenfalls nützliche Sache ist der von CiA definierte 10-polige "multipole Connector", bei dem Pin 10 reserviert ist und nicht genutzt werden darf.
PIN | Signal | Beschreibung |
---|---|---|
1 | reserviert | |
2 | CAN-L | negiertes CAN-Signal (Dominant Low) |
3 | CAN-GND | Masse |
4 | reserviert | |
5 | CAN-SHLD | Schirmung (optional) |
6 | GND | Geräte Masse (optional) |
7 | CAN-H | positives CAN Signal (Dominant High) |
8 | reserviert | |
9 | VCC | Versorgungsspannung (optional) |
Das CAN-Netzwerk kann prinzipiell Bitraten bis zu 1 Mbit/s übertragen. Alle CAN-Knoten müssen die Nachricht gleichzeitig verarbeiten können. Die maximale Kabellänge ist daher abhängig von der Bitrate. Die Tabelle zeigt empfohlene Bitraten und die entsprechende maximale Kabellänge.
Die erreichbare Länge ist daneben auch vom verwendeten Kabl, von der Netztopologie und vom Abtastzeitpunkt abhängig.
Bitrate | Kabellänge |
---|---|
10 kbits/s | 6,7 km |
20 kbits/s | 3,3 km |
50 kbits/s | 1,0 km |
125 kbits/s | 500 m |
250 kbits/s | 250 m |
500 kbits/s | 125 m |
1 Mbits/s | 25 m |
Die Busterminierung erfolgt beim CAN-Bus bei einer Linientopologie mit 120 Ohm an beiden Enden des Netzwerkes.
Eine Terminierung ist auch schon bei kurzen Leitungen mit niedrigen Bitraten empfehlenswert. Ohne Terminierung gibt es Reflexionen. In der Praxis reicht bei kurzen Leitungen eine Terminierung an einem Ende, idealerweise wird der Bus aber an beiden Enden (und nur dort) mit jeweils 120 Ohm terminiert.
Bei der Datenübertragung in einem CAN-Bus werden keine Knoten adressiert, sondern der Inhalt einer Nachricht (z. B. Drehzahl oder Motortemperatur) wird durch einen eindeutigen Identifier gekennzeichnet. Neben der Inhaltskennzeichnung legt der Identifier auch die Priorität der Nachricht fest.
Mit der dann folgenden Akzeptanzprüfung stellen alle Stationen nach korrektem Empfang der Nachricht anhand des Identifiers (ID) fest, ob die empfangenen Daten für sie relevant sind oder nicht. Durch die inhaltsbezogene Adressierung wird eine hohe Flexibilität erreicht: Es lassen sich sehr einfach Stationen zum bestehenden CAN-Netz hinzufügen.
Alle Nachrichten sind von allen Teilnehmer gehört (englisch: „broadcast“) und abhängig von der ID-Akzeptanzfilterung zur Verarbeitung an den Hostcontroller weiter geleitet. Messgrößen, die von mehreren Steuergeräten als Information benötigt werden, können über das CAN-Netz so verteilt werden, so dass nicht jedes Steuergerät einen eigenen Sensor benötigt.
Jeder Teilnehmer darf Nachrichten ohne besondere Aufforderung eines anderen Teilnehmers (z. B. Master) verschicken. Wie bei Ethernet kann es dazu kommen, dass mehrere Teilnehmer gleichzeitig senden. Die Nachricht mit dem niedrigsten Identifier (dem niedrigsten Binärwert) erhält die Sendeerlaubnis.
Den Vorgang zur Kollisionsprüfung über den Identifier nennt man „bitweise Arbitrierung“. Entsprechend dem "Wired-and-Mechanismus", bei dem der dominante Zustand (logisch 0) den rezessiven Zustand (logisch 1) überschreibt, verlieren all diejenigen Knoten den Wettstreit um die Buszuteilung, die rezessiv senden, aber auf dem Bus eine dominantes Bit detektieren. Alle "Verlierer" werden automatisch zu Empfängern der Nachricht mit der höchsten Priorität und versuchen erst dann wieder zu senden, wenn der Bus frei wird.
Gleichzeitige Buszugriffe mehrerer Knoten müssen immer zu einer eindeutigen Sendeerlaubnis führen, deshalb müssen die Identifier eindeutig vergeben werden, d. h. sie dürfen nicht von zwei Teilnehmern gleichzeitig genutzt werden. Durch das Verfahren der bitweisen Arbitrierung über die Identifier der zur Übertragung anstehenden Botschaften wird jede Kollision nach einer berechenbaren Zeit eindeutig aufgelöst: Bei Nachrichten im Basis-Format (11-bit-ID) sind es maximal 13 Bitzeiten (29-bit-ID), im erweiterten Format sind es maximal 33 Bitzeiten. Dabei sind die oben erwähnten Stuffbits nicht berücksichtigt.
Die einzelnen Aufgaben der CAN-Kommunikation erfolgt entsprechend dem IOS/OSI-Referenzmodell in „Schichten“ (Layer).
Eine Nachricht wird in einer für den CAN-Bus eigenen Form verpackt. Diese Verpackung wird als „Frame“ bezeichnet.
Ein Frame besteht aus sieben Kennfeldern:
Man unterscheidet zwei Frame-Formate, die sich vor allem durch die Länge des Identifiers unterscheiden:
Bei den Frames unterscheidet man folgende Arten:
Basis-Frame nach ISO 11898-1 (früher auch als CAN 2.0A bezeichnet):
Start 1 Bit | Identifier 11 Bit | RTR 1 Bit | IDE 1 Bit | r0 1 Bit | DLC 4 Bit | DATA 0-8 Byte | CRC 16 Bit | ACK 2 Bit | EOF+IFS 10 Bit |
Extended-Frame nach ISO 11898-1 (früher auch als CAN2.0B bezeichnet):
Start 1 Bit | Identifier 11 Bit | SRR 1 Bit | IDE 1 Bit | r1 1 Bit | r0 1 Bit | DLC 4 Bit | DATA 0-8 Byte | CRC 16 Bit | ACK 2 Bit | EOF+IFS 10 Bit |
Das CAN-Protokoll kann Fehler selbst erkennen und signalisieren. Um Fehler zu erkennen, sind im CAN-Protokoll drei Mechanismen auf der Nachrichtenebene implementiert:
Außerdem sind im CAN-Protokoll zwei Mechanismen zur Fehlererkennung auf der Bitebene implementiert.
Tritt ein Fehler mehrmals aufeinanderfolgend auf, führt dies zur automatischen Abschaltung des Knotens.
Bedienungsanleitung
Montageanleitung
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